9. Welche Intraokularlinsentypen gibt es? Führen sie alle zum selben optischen Ergebnis?


Die technologischen Fortschritte haben zur Entwicklung von vielen neuen Intraokularlinsentypen geführt, die für jeweils unterschiedliche Krankheitsfälle geeignet sind.

(1) Bei den monofokalen Intraokularlinsen handelt es sich um konventionelle Kunstlinsen, die bereits seit Jahrzehnten bei Kataraktoperationen eingesetzt werden.
Sie weisen über ihre gesamte Fläche dieselbe Brechkraft auf und ermöglichen daher bei einigen Distanzen keine Fokussierung. Die Stärke der monofokalen Intraokularlinsen ist bestimmungsgemäß so ausgelegt, dass ein Weitsehen ohne Brille möglich ist. Um jedoch auch im Nahbereich (z. B. beim Lesen) scharf sehen zu können, muss der Patient eine Lesebrille tragen.

(2) Bei den torischen Intraokularlinsen handelt es sich ebenfalls um monofokale Linsen, die dem Weitsehen dienen. Sie sind für kurz- oder weitsichtige Patienten bestimmt, die zudem einen bedeutenden Astigmatismus (über 1,5 Dioptrien) aufweisen.

 Der Unterschied zu den einfachen monofokalen Linsen besteht darin, dass der Chirurg besonders auf ihre korrekte Positionierung achten muss.

Im Gegensatz zu den monofokalen Linsen, bei denen die Stärke an allen Achsen gleich ist, weisen die torischen Linsen an einigen Achsen eine unterschiedliche Stärke auf, wodurch der bestehende Astigmatismus ausgeglichen werden soll.
 Deshalb muss die torische Intraokularlinse präzise in die Linsenkapsel eingesetzt werden, da selbst eine geringe Abweichung von wenigen Graden zu einem verschwommenen Sehen führen kann.


(3) Bei den asphärischen Intraokularlinsen handelt es sich um eine Weiterentwicklung der monofokalen Linsen mit sehr vielen Vorteilen.
Während der Körper der konventionellen monofokalen Linse eine gleichmäßige Kugelform aufweist, ist der Körper der asphärischen Intraokularlinse peripher stärker abgeflacht.

Dieses spezielle Design resultiert in einer besseren Kontrastempfindlichkeit (contrast sensitivity) und geringeren Verschiebungen (Aberrationen), was in der Praxis eine bessere Qualität des Sehvermögens, insbesondere in der Nacht, bedeutet.

Im Athens Eye Hospital werden fast ausschließlich asphärische Intraokularlinsen eingesetzt.


(4) Die bifokalen Intraokularlinsen sind sowohl für das Nah- als auch das Weitsehen bestimmt. Der obere Abschnitt der Oberfläche einer bifokalen Linse ist so adjustiert, dass eine Fokussierung von fernen Objekten möglich ist, während der untere Abschnitt durch eine erhöhte Brechkraft der Fokussierung bei Lesedistanz (30-35 cm) dient.

In der heutigen Zeit, in der Computer zu einem festen Bestandteil unseres Alltags geworden sind, hat sich allerdings ein Bedürfnis für klare Sicht bei mittleren Distanzen (50-60 cm) entwickelt, welches durch die bifokalen Linsen nicht gedeckt wird.

(5) Die multifokalen Intraokularlinsen sind mit dem Ziel entwickelt worden, im Hinblick auf die Fokussierungsbedürfnisse ein noch größeres Entfernungsspektrum (weite, mittlere und kurze Entfernungen) zu decken. Der Körper der multifokalen Linse ist in ringförmige Zonen (wie eine Zielscheibe) mit jeweils unterschiedlicher Fokussierungskraft unterteilt, um dem Patienten in unterschiedlichen Entfernungsbereichen ein scharfes Sehen zu ermöglichen.

Der wesentliche Nachteil dieser Linsen ist die verminderte Kontrastempfindlichkeit (contrast sensitivity). In der Praxis bedeutet dies, dass ferne Objekte bei starker oder sehr schwacher Beleuchtung schlechter erkennbar sind, wie dies beispielsweise der Fall beim nächtlichen Autofahren ist, wenn Fußgänger entlang eines schlecht beleuchteten Straßenrandes wahrgenommen werden.

Die meisten Patienten berichten von einer sehr zufriedenstellenden Intermediär- und Nahsicht, während ein sehr geringer Patientenanteil unter Umständen schließlich doch eine Lesebrille benötigt.

 

(6) Die akkommodierenden Intraokularlinsen sollen die Eigenschaften und die Funktion der natürlichen Augenlinse nachahmen.
 Während die übrigen Intraokularlinsen, sowohl die mono- als auch die multifokalen, unbeweglich in ihrer Position verweilen, bewegen sich die akkommodierenden Intraokularlinsen während der Anspannung des Ziliarkörpers, des Muskels, der normalerweise für die Fokussierung bei den unterschiedlichen Distanzen verantwortlich ist, nach vorn (wodurch die Fokussierungskraft des Auges verstärkt wird). Entgegen den theoretischen Vorteilen dieses Intraokularlinsentyps zeigen sich nicht immer die erwarteten Resultate.

(7) Bei den Tassignon-Intraokularlinsen für die kindlichen Katarakte handelt es sich um eine spezielle Kategorie der Intraokularlinsen mit vielen Vorteilen, deren Einsatz allerdings der Anwendung einer besonders schwierigen und feinen Operationstechnik bedarf.
Neben der Eröffnung der vorderen Linsenkapsel, die wir grundsätzlich durchführen, um die eingetrübte körpereigene Linse abzusaugen, führen wir bei diesem Verfahren auch eine Kapsulorhexis (eine zweite Öffnung) an der hinteren Linsenkapsel durch.

Während alle vorerwähnten Intraokularlinsen in den offenen Sack eingesetzt werden, der zuvor die körpereigene Linse enthielt, sorgt das spezielle Design der Tassignon-Intraokularlinsen dafür, dass der Linsensack durch Einschluss seiner Ränder in der die Linse umlaufenden Nut fest verschlossen wird.
Da im gewissen Sinne nicht die Linse in den Sack eingesetzt wird, sondern der Sack in die Linse geführt wird, wird diese Methode bezeichnenderweise "Bag-In-The-Lens" genannt.


Die Implantation einer Tassignon-Intraokularlinse stellt die optimale Lösung bei komplizierten Katarakten, nach Entzündungen und bei Kleinkindern, dar.

Der Eingriff gilt als besonders schwierig und wird deshalb von den meisten Ophthalmologischen Zentren trotz seiner Vorteile vermieden.

Das Athens Eye Hospital ist mit seinen äußerst erfahrenen Chirurgen, die jährlich über 10 000 Kataraktoperationen in Griechenland und im Ausland durchführen, die einzige Klinik, die in der Lage ist, diese schwierige Operation präzise und sicher durchzuführen.


(8) Experimentelle Intraokularlinsendesigns

  8.a. Licht-adjustierbare Intraokularlinse (Light adjustable lens). Hierbei handelt es sich um ein Intraokularlinsendesign, welches eine Einstellung der Linsenstärke zu einem späteren Zeitpunkt, nach der Operation, mithilfe der Anwendung von UV-Licht erlaubt. Es ist eine komplexe Konstruktion aus lichtempfindlichem Silikon und einem speziellen Mikrochip. Nach Erreichung der für den Patienten bestmöglichen Sehschärfe (sogar mit multifokalem Ergebnis) wird die Form und die Stärke der Intraokularlinse mithilfe eines weiteren Lichtstrahls verfestigt („Lock-In").




  8.b. Linsenkapselwiederauffüllung (Lens refilling).
Hierbei handelt es sich eigentlich nicht um die Konstruktion einer Kunstlinse, sondern um ein transparentes Spezialgel, das in den Linsensack, der die eingetrübte körpereigene Linse enthielt, injiziert wird. Diese Methode zielt darauf ab, das natürliche Fokussierungssystem des menschlichen Auges zu nutzen, ist aber vom Stadium der klinischen Anwendung noch weit entfernt.



  8.c. Intraokularlinsen mit dualer Optik (Dual optic lens). Eine weitere Umsetzung einer Linsenkonstruktion, mit der versucht wird, das natürliche Fokussierungssystem des Auges zu nutzen.


  8.d. Multikomponenten-Intraokularlinse (Multicomponent IOL).
Diese Linse besteht aus drei optischen Elementen.
Ihr sphärisches optisches Element ist einer gewöhnlichen Intraokularlinse sehr ähnlich und wird, wie bei den meisten Kataraktoperationen, in den Linsensack eingesetzt. Es ist jedoch mit zwei weiteren optischen Elementen (einer torischen und einer sphärischen oder multifokalen Linse) verbunden, welche im Rahmen eines zweiten optionalen Eingriffs zur Erzielung eines optimalen Sichtergebnisses nachgestellt werden können.


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